Der Begriff Boreout wurde geprägt durch zwei Schweizer Unternehmensberater, Philippe Rothlin und Peter R. Werder. Im Zuge ihrer Beratertätigkeit in Firmen fielen ihnen immer wieder Mitarbeiter auf, die beschäftigt wirkten, aber es blieb unklar – womit?!
Dem gingen die beiden in zahlreichen Gesprächen und Interviews nach und stellten fest, dass viele dieser Arbeitnehmer nur so taten als würden sie arbeiten. Die Betroffenen berichteten von starker Unterforderung, gähnender Langeweile und der Angst, dass dies bemerkt werden könnte. Wenn zu wenig zu tun sei oder die Arbeitsanforderungen zu gering seien, könnte der Arbeitsplatz in Gefahr geraten. In diesen Fällen war der Rückzug der nächst liegende Weg, um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren.
Die drei Erkenntnisse der Unternehmensberater
- Dadurch, dass die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nur so tun, geraten sie immer tiefer in das Dilemma hinein
- In den Unternehmen ist das Thema Unterforderung und Langeweile ein Tabu
- Unterforderung und Langweile führt zu Stress und kann krankmachen
Bei manchen Menschen führte diese Situation dazu, dass sie diese Situation nicht mehr aushalten konnten. Bei manchen sogar zu Erschöpfungszuständen und Depression, ähnlich wie bei dem bekannten Phänomen Burnout. Daher auch die bewusst gewählte Namensnähe. Dabei ist es wichtig, die Ursache zu unterscheiden: Bei Burnout ist Überforderung und bei Boreout ist Unterforderung die Ursache.
Das erste Buch über Boreout
Rothlin und Werder veröffentlichten darüber 2007 ein Buch, Diagnose Boreout – Warum Unterforderung im Job krankmacht.
In den ersten Jahren gab es immer wieder Anfeindungen und es wurde, auch von namhaften Wissenschaftlern, die Existenz der Unterforderung und dem daraus resultierenden Boreout in Frage gestellt. Mittlerweile sind diese Stimmen verstummt und Untersuchungen von der TU Darmstadt, der Leibniz Universität in Hannover und den Veröffentlichungen von Chefarzt Dr. Merkle aus Frankfurt beweisen eindeutig das Vorhandensein von Unterforderung und deren negativen Folgen für die Gesundheit der Arbeitnehmer und den hohen Kosten für die Unternehmen. In diesem Zusammenhang wird dann der Begriff Boreout explizit benutzt.
Boreout taucht im Stressreport auf
Bereits im Stressreport 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin wurde festgestellt, dass 23% der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer an Überforderung leiden und 18% an Unterforderung (Quelle: Stressreport 2012, BAUA, Seite 85)
Wie wahrscheinlich bei fast allem Neuen gibt es Zweifler und Verleugner. So langsam kommt der Begriff Boreout in der Mitte der Gesellschaft an und immer mehr Unternehmen werden auf das Phänomen aufmerksam. Die hohen Kosten durch Krankheitstage und dem nicht Ausschöpfen von vorhandener Arbeitskraft erzeugt auch bei den Unternehmen Leidensdruck. Hier sind vor allem die Betriebs- und Personalräte gefragt, die am besten für die Gesundheit der Arbeitnehmerschaft und der Arbeitsplatzqualität Sorge tragen können.
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April 2017
Stefan H. G. Duwensee